Als ich vor mehr als 12 Jahren nach Berlin zog, wollte ich mich mit Freundinnen und Freunden aus verschiedenen queeren Szene dort unbehelligt von den dort weitverbreiteten persönlichen Animositäten treffen. Ich wählte ein nettes und von einem homosexuellen Pärchen geleitetes französisches Restaurant in Schöneberg. Und bald kamen, des guten Essens wegen und der hervorragenden Mundpropaganda halber mehr als 100 Menschen einmal im Monat zusammen. Viele, wenn nicht die meisten, Teile des sogenannten Kunstbetriebes, Schriftstellerinnen und Schriftsteller auch, alle mit dem Hang zur fröhlichen Anrüchigkeit. Wir wollten diesen Menschen danken. Wir, das sind meine liebende Begleitung und ich. Eine Dankeschön-Party wurde von mir konzeptioniert. Und es war klar: Erlaubt sollte sein, was nicht verboten iswt. Wir dachten an die tanzende Josephine Baker und an Anita Berber, an legendäre Atelierspartys und die großen Events der Berliner Queerszene. Wir wollten das alles in einem Raum, in einer Venue, schaffen; und jeder sollte nach seiner Façon selig werden. Wir lichteten Gemälde ab, wo wir es durften, und organisierten Beamer und Leinwand, schrieben eine schöne kleine Rede für Julietta, die ja auf Bühnen zu Hause ist (auch wenn sie meistens Heinrich Heine, Rosa Luxemburg und ganz ernstgemeinte Texte aus meiner Feder liest) und starteten in ein Abenteuer. Aus unserem kleinen Segeltörn durch die Nacht wurde eine Weltumsegelung, und noch immer segeln wir. Viele Gäste sind seit zehn Jahren an Bord.
Uns, den Crews, die in der Zeit gewechselt haben und den Gästen, waren diese Fahrten durch die Nächte von Berlin und Hamburg, Nürnberg und Offenbach, immer eine Aufführung, ein Kunstevent voll mit Einhörnern und Drachen, mit Romeos und Julias, mit den lebendigen Schatten von Anita Berber und Josephine Baker.
Wir sind glücklich, weil es Euch gibt! Ihr habt habt diese Partys erst möglich gemacht. Ihr die Gäste, die internationalen Künstler mit ihren gebeamten Bildern, die vielen Helfer und Ideengeber. Vermutlich sind unsere Partys die einzigen, bei denen 500 Leute zu Nathalie von Gilbert Becaud ebenso tanzen, wie zu Personal Jesus, zu Louis Prima ebenso, wie zu Eminem.
Danke schön!
Leander Sukov